Warum malt der Mensch?
Wie viele Kinder malte auch ich ab dem Zeitpunkt, ab dem ich einen Stift in der Hand halten konnte. Die Begeisterung für meine „Werke“ hielt sich aber in Grenzen und meine Mutter überdeckte alle Wände mit Papier – um zumindest die Tapeten vor größeren Schäden zu bewahren.
Worin besteht der Antrieb zum Malen – sei es nun bei einem kleinen Kind oder bei den über 40.000 Jahre alten Höhlen- und Felsmalereien? Warum gaben sich die Menschen in der Steinzeit die größte Mühe und betrieben einen enormen Aufwand, um ihre Bilder und Skizzen anfertigen zu können? War dies Teil eines Rituals oder diente die Felswand als frühes, informatives Medium? Dazu habe ich folgende Überlegungen angestellt.
Die Lebewesen existieren nicht alleine, sondern sind im ständigen Kontakt mit ihrer Um- und Außenwelt und gemeinsam an einem permanenten – wenn auch scheinbar langsamen – Entwicklungs- und Evolutionsprozess beteiligt. Was aber frühen Urmenschen und einem Kleinkind vielleicht gleich ist, ist das Bedürfnis, das Gesehene oder Erlebte zu Verarbeiten, zu Speichern, zu Ordnen und ohne dem Hilfsmittel der Schrift festzuhalten. So kann der Ursprung der Malerei diesem inneren Antrieb zur Ordnung entspringen. Und diese visuelle Ordnung, die Malerei, schafft es manchmal, auch andere Menschen zu begeistern, vor allem da sich Ordnung und Ästhetik niemals ganz voneinander trennen lassen.
Was ich male....?
Ich male bewusst keine abstrakten Bilder, da ich der Meinung bin, dass sich Abstrakte Kunst besonders dazu eignet, die Gefühle und das Bewusstsein von Menschen oder sogar der Menschheit darzustellen.
Mein Bedürfnis ist es aber, das gesamte Phänomen der Welt – sei es nun die „Schöpfung“ oder die „Natur“ – auf meine persönliche Art und Weise visuell zu ordnen. Damit meine ich die Welt, in der nicht der Mensch Mittelpunkt der Erde, sondern er nur kleiner Teil von etwas viel Größerem, ist.
Wie bei allen Menschen, gibt auch in meinem Leben viele Situationen, die mit Abstand betrachtet, lächerlich und unwichtig erscheinen, die mich ich aber in den entsprechenden Momenten sehr zweifeln lassen und in mir ein Gefühl der Beklemmung auslösen. Und immer wieder und wieder bin ich erstaunt wie dieses scheinbar einfache, unspektakuläre und ursprüngliche System der Natur dabei jedenfalls besser funktioniert, als mein eigenes.
Was ich damit mit meiner schlechten deutschen Ausdrucksweise sagen möchte: Mich faszinieren Lebewesen, die in ihrer eigenen Art und Weise ihr Leben – im positiven Sinne - einfach so vor sich hin leben! Pflanzen oder Tiere, die ihr Dasein ohne Jammern und ohne Ausreden leben, ohne Neid, Eitelkeit oder Eifersucht existieren und dennoch – oder gerade deshalb – ihr Leben mit voller Kraft und mit strahlender Freude ausrichten, ohne dabei in Faulheit oder Trägheit zu verfallen.
Diese Faszination ist dabei der Auslöser und gleichzeitig die Basis meiner Arbeit und fungiert als Motiv meiner Bilder. Ich versuche dabei, diese Wesen nicht einfach als optische Schönheiten wahrzunehmen, sondern diese Lebenskraft, diese Selbständigkeit und diese Gelassenheit – alles das, was für mein Leben und meine Fragen eine Antwort oder besser, eine Idee gibt – auf meine Weise zu verstehen.